Viele Menschen können sich bestimmt an eine Situation erinnern, in der sie viel zu high waren und vorrübergehend eine leichte Paranoia erlebt haben. Auf der anderen Seite wird Cannabis aber auch erfolgreich in der Therapie von Angststörungen eingesetzt. Woher kommt dieser Widerspruch?
Um das zu verstehen betrachten wir zunächst einmal das endogene (körpereigene) Cannabinoid-System, auch Endocannabinoid-System genannt. Es ist ein Teil unseres Nervensystems und umfasst sogenannte Cannabinoid-Rezeptoren, welche von den Cannabinoiden aktiviert werden können. Dabei unterscheidet man zwischen Phytocannabinoiden und Endocannabinoiden. (Es gibt außerdem synthetische Cannabinoide – um die soll es hier aber nicht gehen). Unter Phytocannabinoiden versteht man die unterschiedlichen Wirkstoffe aus der Cannabispflanze. Die Endocannabinoide kommen hingegen im menschlichen Körper vor, jedoch nur in sehr kleinen Mengen.
CBD wirkt angstlösend
Bei Gehirnen von Patienten, die übermäßigem Stress oder traumatischen Erlebnissen ausgesetzt waren, scheint ein Mangel an Endocannabinoiden vorzuliegen. Durch Cannabiskonsum könnte dieser Knappheit an Cannabinoiden ausgeglichen werden, da auch Phytocannabinoide an die Rezeptoren binden. Das hat im Ergebnis eine entspannende und angstlösende Wirkung. Hierfür wird vor allem der Wirkstoff CBD (Cannabidiol) verantwortlich gemacht. Eine systematische Übersichtsarbeit aus Kanada kommt zu dem Schluss, dass hoch dosiertes orales CBD eine therapeutische Wirkung auf soziale Angststörung, Schlaflosigkeit und Epilepsie haben, aber auch eine mentale Sedierung verursachen kann.
THC kann im Gehirn Angst hervorrufen
Auf der anderen Seite dockt auch THC (Tetrahydrocannbinol) im Gehirn an Rezeptorstellen an, von denen sich viele in der sogenannten Amygdala befinden. Die Amygdala ist ein Kerngebiet im Gehirn, das an der Verarbeitung von Gefühlen beteiligt ist und Reaktionen wie Angst, Stress und Paranoia steuert. Wenn THC auf die Amygdala wirkt, kann das die Kommunikation zwischen Nervenzellen beeinflussen und im schlimmsten Fall Angstzustände, Paranoia und Halluzinationen auslösen. Es besteht zudem eine Assoziation mit psychotischen Störungen, wobei ein kausaler Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychose bis jetzt noch nicht hinreichend belegt ist.
Cannabis als Selbstmedikation?
Cannabis hat mit Sicherheit großes Potential Angstzustände zu lindern, es sollte jedoch immer medizinischer Stoff eingesetzt werden und ärztlich bzw. therapeutisch überwacht werden. Von einer eigenmächtigen Behandlung mit Schwarzmarktdope ist grundsätzlich abzuraten, da CBD- noch THC-Gehalt meist nicht bekannt sind und hohen Schwankungen unterliegen. Somit besteht die Gefahr eine psychische Störung zu verschlimmern bzw. erst auszulösen.